Auch an der Ostsee gilt die europaweite Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL; 2008/56/EG). Die Richtlinie dient der Balance zwischen der Nutzung und dem Schutz der Meere. Es wurden 11 Deskriptoren festgelegt und Deskriptor 10 fokussiert sich auf Meeresmüll.

Des Weiteren wird die Ostsee durch die Helsinki-Kommission (HELCOM) vertreten, welche für den Schutz der Meeresumwelt arbeitet. Anders als an der Nordsee, wo unter der Führung von OSPAR bereits seit 1998 Meeresmüll untersucht wird, wurde der Meeresschutz in der Ostsee bisher nicht als ein großes Problem betrachtet. Auf Grund dessen fehlen eine umfassende und systematische Bewertung vom Meeresmüll im Ostseeraum, ebenso wie vergleichbare und zuverlässige Daten (Kershaw et al, 2013)

Im Oktober 2013 vereinbarte HELCOM einen regionalen Aktionsplan gegen Meeresmüll mit dem Ziel, bis zum Jahr 2025 eine deutliche Senkung von Meeresmüll zu erreichen und eine Verletzung der Küsten- und Meeresumwelt zu verhindern. Verabschiedet wurde “The Regional Action Plan on Marine Litter (RAP ML)” im Jahr 2015. Weiteres über das Thema Meeresmüll und HELCOM finden Sie hier.

Der regionale Aktionsplan soll konkrete Maßnahmen ermöglichen, welche zur Prävention und Reduktion von Meeresmüll aus seinen Hauptquellen führt. Zudem sollen gemeinsame Indikatoren und damit zusammenhängende Ziele in Bezug auf Mengen, Zusammensetzung, Quellen und Pfade von Meeresmüll entwickelt werden und die sozioökonomischen und biologischen Auswirkungen von Meeresmüll identifiziert werden.

dokument MARLIN

Im Rahmen des MARLIN-Projektes wurde die UNEP / IOC-Synthese-Methode als Pilotinitiative zur Überprüfung ihrer Angemessenheit für die Ostseeregion umgesetzt.
Eine der Hauptaufgaben des MARLIN-Projektes war es, dass erstmals in der Ostsee eine harmonisierte Methode eingesetzt wird – mit weltweit vergleichbaren Daten (Abschlussbericht MARLIN-Projekt, 2013).

Im MARLIN-Projekt wurde zum ersten Mal ein umfassendes und vergleichbares Bild von Müll in der Ostsee präsentiert. 23 Referenzstrände in Schweden, Finnland, Estland und Lettland wurden in zwei Jahren identifiziert und überwacht (138 Bewertungen). Die Müllmengen reichen von 75,5 Müllteilen / 100 m an den ländlichen Stränden bis zu 236,6 Müllteilen / 100 m an den städtischen Stränden. Zigarettenstummel werden separat gezählt und ist die häufigste Art von Meeresmüll mit 301,9 Zigarettenkippen / 100 m an städtischen Stränden. Plastik macht 62% von Meeresmüll an städtischen Stränden und 54% an ländlichen Stränden aus. Die häufigste Art von Meeresmüll, abgesehen von Zigarettenstummeln, sind nicht identifiziert Stücke von Kunststoff, diese stammen von Produkten aus größeren Kunststoff-Elemente oder Artikel, die nicht in eine andere Kategorie in den Protokollen passen. Des Weiteren wurden häufig Glasfragmente, Kunststoff-Flaschendeckel und Deckel, Kunststoffbeutel, Schaumkunststoff, Nahrungsmittelbehälter und Süßigkeiten-Verpackungen gefunden.

48% des Meeresmülls der Ostsee stammen aus Haushaltsabfällen und Sanitärabfällen, während Abfälle von Freizeit- oder Tourismusaktivitäten bis zu 33% ausmachen (MARLIN-Projekt, 2013)  ,bei nur angespültem Meeresmüll jedoch bis zu 44% ausmachen. Im Folgenden sehen Sie eine Abbildung, welche die Müllverteilung an verschiedenen Stränden darstellt.

Verteilung von Müll nach Kategorien (Datenquelle: MARLIN-Projekt, 2013).

7 städtische Strände, 6 ländliche Strände und 10 peri-städtische Strände aus Estland, Lettland, Finnland und Schweden wurden von 2012-2013 im Frühjahr, Sommer und Herbst überwacht. Die gesammelten Meeresmüllmengen reichten von 75,5 Müllteile/ 100m an den ländlichen Stränden bis zu 236,6 Müllteile / 100m an den städtischen Stränden (MARLIN-Projekt, 2013).

Neben dem Marlin-Projekt wird auf deutscher Seite durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) ein Strandmüll-Spülsaummonitoring in Mecklenburg Vorpommern durchgeführt. Das Spülsaummonitoring umfasst eine vierteljährliche Aufsammlung, Quantifizierung und Kategorisierung des Strandmülls von 100 m langen Küstenabschnitten. Es basiert damit auf der erprobten OSPAR-Methodik aus der Nordseeregion.